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Geschichte der deutschen Jugendbewegung
ein kurzer Überblick von Tom

1. VORGESCHICHTE

In Nachschlagewerken von heute findet man unter "Jugendbewegung" oder "Geschichte der deutschen Jugendbewegung" fast immer einen Verweis auf den "Wandervogel". Mit seiner Gründung 1896 wird im allgemeinen der Anfang der Jugendbewegung in Deutschland bezeichnet. Wenn man sich jedoch genauer informiert und sich etwas in die Zeit hineindenkt, so wird man den wahren Beginn der Jugendbewegung in der Beteiligung der Jugend am politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben sehen.

Die Burschenschaften

Sie waren die eigentlichen Vorläufer einer Jugendbewegung, die im ganzen Volke sichtbar wurde. Sie gingen von den Studenten der Jenaer Universität aus und wurden im Jahr 1815 gegründet. Sie waren Ausdruck der Opposition der deutschen Jugend, die für die Ideale der Freiheit und der demokratischen Einheit eintrat. Zum 300. Jahrestag der Reformation trafen sich 1817 600 Studenten von allen Universitäten Deutschlands auf der Wartburg, um öffentlich ihre Forderungen zu verkünden. Aus Protest wurden reaktionäre Schriften, ein preußischer Korporalsstock und -zopf verbrannt sowie das politische Programm der Burschenschaften verkündet, das hier in Auszügen wiedergeben sei:


Die Lehre von der Spaltung in Norddeutschland und Süddeutschland ist irrig, falsch, verrucht. Es ist eine Lehre,von einem bösen Feind ausgegangen. Es gibt ein Norddeutschland, und es gibt ein Süddeutschland, wie es eine rechte und eine linke Hand am Menschen gibt. Aber der Mensch ist eins und hat nur einen Sinn und ein Herz, und Deutschland ist eins und soll nur einen Sinn und ein Herz haben.
... Jeder, von welchem der Staat Bürgerpflichten fordert, muß auch Bürgerrechte haben.
... Das Recht, in freier Rede und Schrift seine Meinung über öffentliche Angelegenheiten zu äußern, ist ein unveräußerliches Recht jedes Staatsbürgers. Dieses Recht muß das Wahlrecht des Bürgers ergänzen, wenn er die reelle Freiheit erhalten soll. Wo Rede und Schrift nicht frei sind, da ist überhaupt keine Freiheit, da herrscht nicht nur Gesetz, sondern die Willkür. Wer das Recht des freien Gedankenverkehrs durch Rede und Schrift den Bürgern zu entziehen, zu verkümmern und wegzukünsteln sucht, begeht Frevel an seinem Volke.

Danach handelten die Burschenschaften und passten daher den reaktionären Kräften gar nicht. 1819 wurden sie verboten. Es folgten über 150 politische Prozesse, Todes- und Gefängnisstrafen. Diese harte Verfolgung schwächte die Aktivität der Studentenjugend erheblich, jedoch verstärkte sie sich im Jahre 1848 wieder, als die Jugend mit auf die Barrikaden geht.

Die Landesfürsten kapitulieren, doch der Sieg wird nicht genutzt, denn der Untertanengeist ist zu stark. Die freiheitlich-demokratische Bewegung wird wieder verfolgt. Das war auch das Aus für die Burschenschaften. Alles was danach noch den Namen Burschenschaft trug, hatte mit einer wahrhaften Volksbewegung nichts gemeinsam.

Dadurch, daß die Studenten vom Alter her eine, der Jugend schon entwachsene und in der Gesellschaft gleichberechtigte Stufe darstellten und auch der Charakter einer Jugendorganisation fehlte, kann man von einer echten Jugendbewegung nicht sprechen. Die Urburschenschaft war ein politischer Zusammenschluß, der aus Freiheitskriegen heimgekehrten Kriegsfreiwilligen. Die Burschenschaft stand, wenn auch noch mit jugendlichem Feuer, schon in der Umwelt des Mannes.


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